Wir nehmen dankbar Abschied von Liaoyi-shih, die nach langer Krebs-Erkrankung am Morgen des 6. Januar friedlich in das Licht des ewigen Gesichts eingegangen ist. Sie hatte Chan in Deutschland und Österreich ganz freudig und unermüdlich unterstützt. Bitte bewahrt sie im Herzen und Euren Gebeten.
Im Licht unserer Erleuchtungsnatur ruhen
Chan Meditation bedeutet, die Natur unseres Herzens und Geistes zu verstehen. Wie die Sonne, ist die Natur unseres Herzens und Geistes klar und hell; sie ist so leer und weit wie der Himmel und so leuchtend wie die Sonne. Lasst uns daher diese leere und leuchtende Natur unseres Herzens und Geistes erkennen, erfahren und realisieren.
In Wirklichkeit ist jeder unserer Gedanken verwirrt, und dennoch ist inmitten unserer Verblendung und unserem Anhaften immer noch die Weisheit unserer ursprünglichen Erleuchtungsnatur vorhanden. Nichtsdestotrotz werden unsere Illusionen und das Anhaften zu einer Art “Ablenkung” für uns. Diese Ablenkung beinhaltet jedoch Leid, da wir unsere Illusionen und das Leiden für die Wirklichkeit halten. Da unser Geist zu vieles produziert, wissen wir zu guter Letzt gar nicht mehr, wer wir sind. Wir müssen einfach unsere sechs Sinne und unseren Geist ganz entspannen, um das Licht unserer Herzensnatur aufscheinen zu lassen.
Daher müssen wir unsere Gedanken immer wieder entspannen. Wenn wir uns nicht zu viele Gedanken um etwas machen, gibt es Klarheit. Aber wenn wir anfangen, uns Gedanken zu machen, entstehen Verunreinigungen. Unser ursprüngliches Gesicht ohne Form erscheint ganz nackt im Jetzt, und unser wundersames Herz ist klar und leuchtend. Daher benutzen wir die vier Schritte der Friedensmeditation, um unsere klare Konzentration aufrecht zu erhalten und dadurch dieses Licht, diese Leere zu erkennen. Dies bedeutet, dass wir die vier Schritte dazu verwenden, mit der Natur unseres erleuchteten Bewustseins eins zu werden. “Eins werden” setzt sich aus zwei Schriftzeichen zusammen: polieren und vereinen. Polieren bedeutet, klar zu erkennen, und vereinen bedeutet, Nicht-Zweiheit zu realisieren.
Unsere Illusionen sind wie Bienen, die eifrig im Bienenstock ein- und ausfliegen, und daher müssen wir “im Bereich des Lichtes unseres Bewusstseins ruhen.” In der Klarheit und Leere unseres Bewusstseins verschwinden alle Illusionen und Verhaftungen ganz von selbst, so dass wir im unveränderlichen Licht verweilen.
Unser ruhiges Verweilen wird Nirvana genannt. Nirvana bedeutet, dass unser Geist weder entsteht noch vergeht, dass er sich nicht nach den Phänomenen richtet, dass er ihnen nicht folgt. Erkennen wir unser ursprüngliches Gesicht und bewahren wir es im Bewusstsein – unser ursprüngliches Selbst, das weder geboren noch zerstört wird. Es ist wie die Leere, die Sonne, das Licht der Leere. Betrachtet immer die Tatsache, dass unsere Erleuchtungsnatur keine Form oder Gestalt hat, dass sie nicht materiell ist, sondern klar und leuchtend.
Dharma Master Hsin Tao (übersetzt von Maria Reis Habito)
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© Zen-do-MU Matthias Uhlich