Lass die Gedanken ruhen – verweile nicht bei ihnen
Chan ist der Weg, das Leiden zu überwinden und Glück zu finden, der Weg, von Samsara (Entstehen und Vergehen) befreit zu werden. Er hilft uns, unsere Gedanken und Vorstellungen gründlich zu verändern und zu läutern, damit wir den wahren Zustand erreichen können, der frei von Gedanken und Sorgen ist. Das ist der Weg des Chan. Nicht-Denken bedeutet, alle Gedanken, alle Formen und alles Künstliche hinter uns zu lassen. Buddha bedeutet, alle Gedanken hinter uns zu lassen. Buddha bedeutet, alle Formen hinter uns zu lassen.
Ein jeder Gedanke bedeutet Entstehen und Vergehen, Geburt und Tod. Wie können wir es verhindern, dass Gedanken entstehen und aktiv werden? Einfach dadurch, dass wir sie jedes Mal ausleeren, wenn sie entstehen. Wenn wir sie ausleeren können, sind wir in der Lage, zu ruhen und nicht ständig bei ihnen zu verweilen. Die vier Schritte der Friedensmeditation sind eine Methode, die uns hilft, uns klar zu konzentrieren und unsere Gedanken zu verwandeln, so dass sie von etwas Kompliziertem zu etwas Einfachem werden.
Solange wir nicht wissen, wie wir mit unseren Gedanken umgehen sollen, behalten wir all unsere Illusionen Leben um Leben und Tod um Tod bei. Aber wenn wir wissen, wie wir diese Gedanken vereinfachen und dann gehen lassen können, bedeutet das das Ende all unserer Illusionen. Wenn wir unsere Gedanken entspannen und dann unseren klaren und leuchtenden Geist frei, ohne irgendein Phänomen darin, erscheinen lassen, wird er in unserer Chan Meditation und in unserem täglichen Leben deutlich als ein kontinuierlicher Zustand von Nicht-Denken, Formlosigkeit und Klarheit zutage treten.
Wenn wir unsere Illusionen und Verstrickungen erst aufgegeben haben, wird das Licht unseres Geistes ganz von allein leuchten. Keiner wird in der Lage sein, das Licht unseres Herzens von uns zu nehmen, und daher müssen wir es sehen, betrachten, und das Antlitz des Herzens verstehen, um in diesem Antlitz, das weder Form noch Gestalt hat, zu ruhen. Das bedeutet Prajñāpāramitā (höchste Weisheit), die Betrachtung der Prajñāpāramitā. Wenn wir diese höchste Weisheit besitzen, wird die Weisheit des Erreichen des anderen Ufers im Licht unseres Herzens aufscheinen.
Gedanken tauchen auf und verschwinden ganz natürlich, so wie vorüberziehende Wolken. Was haben sie mit unserem Herzen und Geist zu tun, der ohne Form und Gestalt ist? Das Entstehen und Vergehen ist die Angelegenheit von jemand anderem; unser Herz, in dem ursprünglich nichts ist, haftet an nichts und wird von keinem Gedanken entführt. Dieses unser wahres Herz wohnt nirgendwo. Es wird auch "die wahre Person ohne Rang" genannt. Es gibt eine wahre Person ohne Rang, und diese Person ist unser Gewahrsein. Es verweilt nirgendwo, weder beim Gehen, Stehen, Sitzen oder Liegen.
Daher werden wir nur dann in der Lage sein, mit allen Wesen auf eine reine Weise zusammenzuleben, uns aufeinander verlassend und gegenseitig helfend, wenn wir unsere Gedanken und sechs Sinne entspannen; nur dann, wenn wir unser wahres Herz, unser ursprüngliches Gesicht finden.
Dharma Master Hsin Tao (übersetzt Maria Reis Habito).
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© Zen-do-MU Matthias Uhlich