Der Weg nach Hause
Johannes vom Kreuz
Ich trat ein und wusst' nicht wo,
und ich blieb auch ohne Wissen,
alles Wissen übersteigend.
Wo ich eintrat, wusst' ich nicht.
Doch als ich mich dort gewahrte,
ohne Kenntnis meiner Bleibe,
hörte ich von großen Dingen.
Was ich hörte, sag' ich nicht.
Blieb ich doch ganz ohne Wissen,
alles Wissen übersteigend.
Frieden war's mit Gott und Welt,
wovon ich zutiefst erfuhr
ganz allein in meinem Herzen.
Klar ward mir der rechte Weg.
Alles war so voll Geheimnis,
dass ich nur noch stammeln konnte,
alles Wissen übersteigend.
Trunken war ich, wie von Sinnen,
hingerissen, außer mir.
Blieb dabei doch mein Empfinden
jeglicher Empfindung bar
Und der Geist sah sich beschenket
mit Verstehn, das nicht verstand,
alles Wissen übersteigend.
Jeder, der dorthin gelangt,
wird ganz irre an sich selbst.
Alles, was er vorher wusste,
scheint ihm jetzt verschwindend klein.
Und sein Wissen wächst so sehr,
dass er ohne Wissen bleibt,
alles Wissen übersteigend.
Geh, verlass die Heimat
Fridolin Stier
Geh, verlass die Heimat,
die Welt, darin du geboren bist,
darin du dich eingerichtet hast -
das Haus voll von den Namen der Dinge, die um dich sind,
lass alles, was dir die Sprache über sie zu wissen gibt,
lass auch alles, was dir die Wissenschaft über sie vorspricht,
lass auch die Begriffe, mit denen du nach den Dingen greifst -
lass dieses Haus hinter dir, geh!
Dann wirst du, vielleicht wirst du dann dem Anderen begegnen,
für das du weder Namen noch Wissen noch Begriffe hast,
dem ur- und ingründig Wirklichen und Wirkenden begegnen.
Du wirst - schauen - Dann ist kein Ding mehr,
was es dir zuvor gewesen, ein jedes, eins um das andere,
wird dir einen Namen sagen, den du nicht nachsprechen
kannst.
Und dann wird dir, vielleicht wird dir dann aus allem
und jedem,
das um dich ist, das Unnennbare erscheinen,
und du wirst jene Stimme hören, die du noch nie gehört,
sehr nah und gewaltig wirst du sie rufen hören:
ICH BIN DA!