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Lass von allen Formen ab, um das Festhalten am Ich aufzugeben

Shihfu Hsin Tao • 21. April 2023

Hsin Tao: Lehrrede April 2023

C離相去我執

Lass von allen Formen ab, um das Festhalten am Ich aufzugeben

Frage: Shihfu, bedeutet das “Lauschen auf die Stille,” auf das Du uns während der Chan Meditation erinnerst, eine Körper-Achtsamkeitsübung mit Hilfe der Ohren ?

Von den acht Arten des Bewusstseins sind das sechste Bewusstsein (manovijñāna – unterscheidendes Bewusstsein) und das siebte Bewusstsein (klistamanovijñāna, Selbst-Bewusstsein) subjektiv. Die ersten fünf Arten des Sinnes-Bewusstseins (Augen, Ohren, Nase, Zunge, Körper) und das (achte) Speicher-Bewusstsein sind nicht subjektiv. Während des Lauschens bringen die fünf Arten des Sinnes-Bewusstseins und das Speicherbewusstsein das Gefühl der Körperlichkeit hervor. Aber solange wir das nicht mit einem subjektiven Selbst verbinden, können das sechste und siebte Bewusstsein in reines Bewusstsein verwandelt werden.

Wenn während des Lauschens sowohl Subjekt als auch Objekt verschwinden, gibt es sie dann noch? Bedeutet nicht unterscheidendes Denken Nicht-Denken? Bedeutet nicht unterscheidendes Denken, dass sowohl Subjekt als auch Objekt verschwinden? 


Wenn wir durch Chan erwachen, gibt es kein Subjekt, und auch kein Objekt. Solange wir nicht erwacht sind, sind sowohl Subjekt als auch Objekt vorhanden. Das Objekt ist die Stille, auf die wir lauschen. Und was ist das Subjekt? Es ist der/diejenige, die lauscht. Von diesen zwei ist eines die äußere Umgebung, und das andere das innere Festhalten an einem Ich. Das Subjekt hält am Ich fest, und das Objekt ist die Umgebung. Wenn es kein Festhalten an einem Ich mehr gibt, verschwinden sowohl das Subjekt als auch das Objekt.


Wie können wir das Festhalten am Ich ganz aufgeben? 


Unsere Erleuchtungsnatur, die Natur unseres Herzens, transzendiert Subjekt und Objekt. Die Buddha-Natur ist weder die äußere Umgebung noch das innere Festhalten an einem Ich. Sie ist weder etwas Äußeres noch etwas, was wir uns innerlich vorstellen. Alle unsere inneren Gedanken, alles Festhalten an einem Ich, und dieses “Ich” selbst sind leer. Sie existieren nicht wirklich. Es gibt in mir kein “Ich.” Welches der vier Elemente des Körpers bin ich – Erde, Wasser, Feuer oder Wind?


Unsere äußere Umgebung ist vergänglich; nichts ist stabil. Sowohl Äußeres als auch Inneres lassen uns leiden; sie sind unwirkliche Phänomene, wie ein Traum, eine Illusion, eine Seifenblase oder ein Schatten. Wenn wir die Dinge mit der Weisheit des Diamant Sutras oft auf diese Weise betrachten, können wir Subjekt und Objekt durchschauen. Dann erkennen wir, dass alle Dinge “wie ein Traum, eine Illusion, eine Seifenblase oder ein Schatten” sind. Wenn wir diese Betrachtung ganz sorgfältig im täglichen Leben anstellen, merken wir, dass Subjekt und Objekt eine Erscheinung sind, in der es so etwas wie ein Subjekt oder Objekt in Wirklichkeit gar nicht gibt.


Das Wichtigste am Buddhismus ist die Prajña Weisheit der Leere. Nur die Prajña kann das Leiden entleeren, oder anders gesagt, beenden. Solange Subjekt und Objekt noch nicht verschwunden sind, bleiben unsere Beziehungen antagonistisch. Unsere Erleuchtungsnatur hat keinerlei antagonistische Beziehung zu irgendetwas, und wenn wir während der Meditation zu ihr erwachen können, dann werden Subjekt und Objekt ein Geschmack, ein Körper, eine Form, keine Form – was bedeutet, dass wir weder Subjekt noch Objekt finden können. So etwas wie Subjekt und Objekt gibt es nur, wenn wir noch Formen im Geist haben.


Meister Hsin Tao (übersetzt von Maria Reis Habito)



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